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Was Pferde wirklich brauchen

„Was Pferde wirklich brauchen“

Vor einiger Zeit gab ich einen Kurs in Thüringen. Eine Teilnehmerin brachte ihren 8-jährigen Araber-Wallach mit. Arabern wird oft nervöses Verhalten nachgesagt – als sei es rassebedingt und unveränderlich. So auch bei diesem Exemplar: Er war angespannt wie ein Flitzebogen, konnte nicht ruhig stehen, blickte hektisch umher und tänzelte unaufhörlich um seine Besitzerin. Halfter und Strick boten ihm den begrenzten Radius, den er nutzte. Die Besitzerin betrieb Schadensbegrenzung, griff jedoch nicht weiter ein – schließlich hatte sie die Situation „im Griff“.

Doch dem Pferd ging es nicht gut. Nicht stehen zu können ist ein deutliches Zeichen für Unwohlsein, innere Unruhe. Leider fehlt vielen Menschen das Bewusstsein dafür. Sie sehen das Tänzeln als normalen Ausdruck des Pferdes, ohne zu erkennen, dass es ein Hilfeschrei ist.

Ich bat darum, das Pferd kurz übernehmen zu dürfen. Die Besitzerin übergab mir den Strick, und ich gab dem Schimmel nur zwei klare Anweisungen, gefolgt von einer sanften Bitte über das Seil. Fast augenblicklich entspannte er sich, ließ den Hals fallen und stand ruhig neben mir – ein Hinterbein eingeknickt. Er wusste: Ich habe die Kontrolle, also kann er loslassen. Seine Besitzerin war erstaunt: In den drei Jahren, die sie ihn besaß, hatte sie ihn nie so entspannt bei einem Menschen gesehen.

Das war keine Magie, kein besonderes Talent – es war einfach eine Kommunikation, die Pferden vertraut ist. Sie beruhigen sich, wenn sie Klarheit spüren und wissen, dass jemand die Verantwortung übernimmt.

Manche Menschen empfinden meine Herangehensweise als „hart“. Sie sehen ein Knotenhalfter, dem sie Härte zuschreiben, oder meine klare Körpersprache, die sofort Aufmerksamkeit schafft. Was sie nicht sehen: das Pferd, das nach einer einzigen deutlichen Ansage entspannt. Sie sehen nicht, wie es ruhig neben mir steht, völlig gelassen, bereit, mir zu folgen – ohne Zwang, ohne Angst.

Viele vermenschlichen ihre Pferde, ohne sich die Mühe zu machen, ihre Sprache zu lernen. Sie arbeiten mit Futterlob und glauben, damit Wertschätzung zu zeigen – ohne zu erkennen, dass dies bei manchen Pferden enormen Stress verursacht, weil es eine Erwartungshaltung erzeugt. Es fühlt sich für den Menschen gut an, weil es seiner eigenen Vorstellung von Zuneigung entspricht. Doch wahre Pferdeliebe bedeutet für mich, mich dem Pferd anzupassen – nicht zu erwarten, dass es sich meiner Kommunikation anpasst.

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