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Gedanken zu Hufschlagfiguren

Achtung, Achtung: Die Gefahr der Hufschlagfiguren für Dein Pferd
„101 Hufschlagfiguren für Dein Pferd“ – das war der Titel eines Buches, das ich als Kind auf einem Flohmarkt ergatterte. Jede Figur, aus der Vogelperspektive mit kleinen Hufabdrücken abgebildet, faszinierte mich. Damals war Reiten noch ein ferner Traum. Ich hegte ihn, pflegte ihn – und konnte bald alle Figuren auswendig, bevor ich je auf einem Pferd saß.
Heute, viele Jahre später, habe ich längst nicht mehr alle 101 Figuren parat. Einige nutze ich jedoch noch im Unterricht, um meinen Schülern kleine Übungen an die Hand zu geben. Aber mein Fokus hat sich verändert. Statt Perfektion im Sand frage ich mich heute: Wie fühlt sich das Pferd? Ein Pferd, das die Hufschlagfiguren perfekt abspult, mag vielleicht körperlich funkionieren– doch habe ich dadurch seine Gedanken wirklich dabei? Und was, wenn es im Rücken ist?
Ein kurzer Blick auf Google verrät: Hufschlagfiguren sollen der Gymnastizierung und der Kommunikation dienen. Doch gerade beim zweiten Punkt habe ich meine Zweifel. Für mich beginnt Kommunikation anders: bei den Gedanken des Pferdes.
Wie das geht? Meine erste Hilfe adressiert immer den Geist des Pferdes: Mit einem Gefühl im Seil am Boden oder beim Reiten im Zügel frage ich, ob es in die gewünschte Richtung denken kann. Antwortet das Pferd mit einem „Ja“, folgt die nächste Frage: Kann es mit seinem Körper diesem Gedanken folgen? Ein Pferd, das zuerst denkt und dann seinen Körper einsetzt, bewegt sich leichter, korrekter und gesünder.
In dem Moment, in dem das Pferd meinem Gefühl folgt, gebe ich ihm Feedback: Ich lasse nach. Dieses Nachgeben ist ein „Danke“, das das Pferd versteht und bei der nächsten Frage wieder sucht. Timing ist hier alles. Nur wenn mein Timing exakt ist, kann ich meinem Pferd klar machen, worum es mir geht.
Hier liegt auch die Herausforderung bei Hufschlagfiguren. Ein Beispiel: Wir reiten eine Volte. Anfangs folgt das Pferd meinem Gefühl, doch nach zwei Dritteln greift es einen neuen Gedanken auf, zieht leicht nach außen, während wir die Figur beenden. Die Figur ist vollendet, doch die Verbindung zum Pferd ist verloren. Gebe ich jetzt nach, signalisiere ich dem Pferd, dass genau dieses Verhalten – das Abdriften der Gedanken – richtig war. Es lernt: „Denke ich woanders hin, gibt der Zügel nach.“
Wenn mein Fokus ausschließlich auf der Hufschlagfigur liegt, bewegt sich das Pferd mechanisch, statt aktiv mit mir im Dialog zu sein. Die Folge? Schiefe Bewegungen, festgefahrene Muster und ein schwereres Pferd in meiner Hand.
Routine verstärkt das Problem. Manche Pferde lernen Hufschlagfiguren so gut, dass sie diese automatisch abspulen. Doch statt geschmeidiger Bewegungen entstehen oft kippende Schultern, schlurfende Hinterbeine und mechanische Abläufe – ein Phänomen, das man besonders bei Schulpferden im Gruppenunterricht beobachtet.
Heißt das, Hufschlagfiguren sind sinnlos? Nein. Sie können durchaus hilfreich sein, um Reitern Fokus zu geben. Doch mein Fokus liegt woanders: auf dem Gefühl im Zügel und der gedanklichen Verbindung.
Ein Reiter, der ein Ziel anpeilt – sei es ein Stein auf dem Boden, ein Pfosten oder ein Buchstabe an der Bande – vermittelt diese Zielstrebigkeit über seine Körperhaltung an das Pferd. Doch wichtiger als das Ziel ist für mich die Verbindung: Die Gedanken des Pferdes stehen an erster Stelle, das Ziel an zweiter.
Am Ende bleibt es also dabei: Die Gefahr der Hufschlagfiguren ist eine Frage des Fokus. Nutze ich sie, um meinen Reitstil zu verfeinern, oder stelle ich die Perfektion der Figur über die Verbindung zum Pferd?
Wie siehst Du das? Teile Deine Gedanken in den Kommentaren! ⬇️
• Wie schaffst Du es, Dein Pferd gedanklich bei Dir zu halten, während Du reitest?
• Welche Bedeutung haben Hufschlagfiguren für Dein Training mit Deinem Pferd? Sind sie ein Muss oder eher ein Nice-to-have?
Gerne lasst uns hier austauschen, Fragen stellen, Gedanken teilen, Im Sinne des Pferdes.
Eure
Simone

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