Basyl - ein Zweifel an die Menschlichkeit


Was muss mit einem jungen, vierjährigen Pferd passiert sein, dass es so in der Selbstverteidigung steckt? Bei Basyl muss man immer auf der Hut sein, er ist gedanklich immer weit weg und er ist angespannt bis auf die letzte Nervenzelle. Er versucht bei jeder Gelegenheit sich von den Menschen fern zu halten und zieht dabei alle möglichen Register.


Angebunden konnte er gar nicht still stehen, das hat seine Besitzerin jedoch schon sehr gut hin bekommen. Dennoch ist er oft abwesend und sein Motto ist „Angriff ist die beste Verteidigung“. Egal ob bei Spaziergängen, bei der freilaufenden Arbeit im Round Pen oder bei der Arbeit am Seil, Basyl hat nicht nur keine Interesse an einer Zusammenarbeit mit mir, sondern wehrt sich steigend, tretend und beißend gegen jeglichen Annäherungsversuch. Gymnastizierende Kappzaumarbeit ist überhaupt nicht möglich. Berührung jeglicher Art kommentiert er mit Beißen. 


Und dennoch verändert sich mit der Zeit etwas in Basyl. Wo er anfangs nur fest und angespannt bei der Arbeit war, gibt es jetzt immer mal Momente, in denen er ganz kurz weich wird. Allerdings ist dann sein Widerstand hinterher noch heftiger. Es scheint als ob er es nicht zulassen könne, mal loszulassen, mal kurz weich zu sein, mal für einen Moment etwas anzunehmen. Das macht ihm selbst so viel Angst, dass er dann, nach ganz kurzer Zeit, wieder in seine Abwehrhaltung geht und den Kampfmodus einschaltet.



Hier ist es ganz klar, man möchte diesem Pferd helfen, denn es wurde so nicht geboren. Man möchte das ganze aber auch unbeschadet überstehen. Die eigene Sicherheit ist ein riesengroßer Faktor. Er bringt mich zum Nachdenken und so entstehen neue Ideen. Bisher war nicht wirklich der Durchbruch dabei, mit dem ich Basyl erreichen konnte und ihn davon überzeugen konnte, dass es auch Menschen gibt, die ihm wohlgesonnen sind. Für den Anfang würde es mir ja schon reichen, wenn ich ihn neugierig auf den Menschen und die Zusammenarbeit machen könnte. Auch das scheint gerade noch in weiter Ferne zu liegen.


Und auch wenn es nichts bringt, so frage ich mich doch immer wieder, was muss Basyl erlebt haben um so zu sein, wie er jetzt ist? Wie sehr wurde er in jungen Jahren geschunden? Wir werden es wohl nie erfahren und mit der Zeit wird es auch immer unwichtiger. Wichtig ist, ihm irgendwie durch dieses Trauma zu helfen. Mit seiner Besitzerin hat er zum Glück jemanden gefunden, der ihn gut behandelt, der ihn liebt und dem er wichtig ist. Ein Mensch, der bereit ist viel für sein Wohlbefinden zu tun und dabei eine unendliche Geduld hat. Ohne diese Besitzerin sähe sein Schicksal wohl eher schlecht aus. Aber er hat noch Chancen und kann aus seinem Leben noch was machen. Ich hoffe für ihn dass er einen Zugang findet sich auf dieses Leben einzulassen. Ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben.


Text: Simone Carlson

Fotos: Katharina Eberhardt


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